Corona-Chronicles: Interview mit Niklas Kahl, Drummer bei Lord of the Lost

Heute mit Nik im Gespräch, der auf Bühnen-Entzug ist:

Gothic Empire: Hallo Nik, vielen Dank für Deine Zeit, wir alle hoffen, dass es Dir gut geht?

Nik: Hallo, sehr gerne! Mir geht’s super!


Gothic Empire: Im Moment ist die Musik-Welt ja total im Stillstand, keine Konzerte, keine Festivals, bist Du schon auf Entzug und wie äußert sich das?

Nik: Jaaaa, ich bin absolut auf Bühnen-Entzug! Es war natürlich schön, nach der doch sehr intensiven Januar-/Februar-Tour zu Hause zu sein und Zeit für die Familie und Freunde zu haben, aber so langsam dürfte es für mich gerne wieder losgehen. Leider wurden unsere Konzerte Ende April/Anfang Mai in Finnland und Russland aber natürlich aufgrund der aktuellen Situation abgesagt bzw. verschoben.Ich würde allerdings nicht behaupten, dass Stillstand herrscht. Im Gegenteil. Klar, es finden gerade keine herkömmlichen Veranstaltungen, wie Konzerte und Festivals, statt, aber die Kunst findet neue Wege nach draußen. TV-Formate mit Talk-Gästen jeweils bei sich zuhause, Konzerte als Live-Streams, Bands spielen in Autokinos… Und es wird angenommen! Dass das kein Vergleich zu den Veranstaltungen vor Covid-19 ist, ist klar. Aber es ist auch kein Stillstand.
Nichtsdestotrotz darf man sich ob dieser tollen Ideen und aktuellen Alternativen nicht darüber hinwegtäuschen lassen, dass es einem Großteil der Kulturschaffenden wirtschaftlich sehr schlecht geht und für den ein oder anderen jetzt schon das Aus bedeutet.


Gothic Empire: Hat das Virus auch Deinen Alltag verändert?

Nik: Na klar. Wir alle sind davon betroffen. Manche mehr, manche weniger.


Gothic Empire: Glaubst Du, dass nach der Krise Dein Leben wieder seinen normalen Alltag finden wird, oder wirst Du einiges anders machen, Dinge aus einer anderen Sichtweise sehen?

Nik: Ich denke schon, dass mein Leben wieder in einen normalen Alltag finden wird. Ob dieser Alltag dann genau so wird, wie er es bis Anfang März war, wird sich zeigen. Ad-hoc fällt mir nichts ein, was ich anders machen würde. Auch an meiner Sichtweise auf diverse Dinge hat sich bis jetzt nichts geändert, glaube ich.


Gothic Empire: Hast Du einen „normalen“ Beruf neben Lord of the Lost und wenn ja, kannst Du diesen zur Zeit ausüben oder bist Du ein Stay@Home-Opfer?

Nik: Das Trommeln ist mein „normaler Beruf“. Wenn wir nicht auf Tour sind, unterrichte ich bei mir zuhause Schlagzeug. Natürlich können die Schülerinnen und Schüler derzeit nicht zu mir in den Unterrichtsraum kommen, aber ich konnte relativ schnell, nachdem die Beschränkungen in Kraft getreten sind, auf Online-Unterricht umstellen.

Der Großteil meiner Schüler hat das angenommen und so kann ich tatsächlich verhältnismäßig normal weiterarbeiten und bin zwar ein Stay@Homie, aber kein Opfer 🙂


Gothic Empire: Wäre es denn ein Opfer, oder kannst Du Dinge tun, die sonst im Tourleben auf der Strecke bleiben? Kannst Du auch was Positives daraus ziehen?

Nik: Insgesamt habe ich momentan mehr Zeit für meine Familie. Das ist äußerst positiv. In Haus und Garten gibt es auch immer etwas zu tun. Das sind Sachen, die natürlich liegenbleiben, wenn wir auf Tour sind. Mit Ausnahme der Wahrung der sozialen Distanz, fühlt sich diese Krise für mich glücklicherweise kaum an, wie eine Krise. Ich habe derzeit alles, was ich brauche – es fehlt mir an nichts, außer eben den sozialen Kontakten im „real-life“.


Gothic Empire: Denkst Du, die Szene wird sich verändern, die Menschen werden in irgendeiner Form umdenken?

Nik: Ich glaube, niemand kann sich derzeit vorstellen, wie weit sich irgendetwas verändern wird. Wir haben eine so noch nie dagewesene Situation, aus der sich Vieles ergeben wird. Das möchte ich gar nicht mal auf irgendeine Szene beziehen. Ich denke, dass das jeden Menschen in jeder Branche betrifft.


Gothic Empire: Meine Lieblingsfrage, die ich allen Musikern stelle: Was darf bei Dir nicht fehlen, nicht ausgehen, ohne was kannst Du nicht leben, materiell oder emotional?

Nik: Sticks dürfen natürlich niemals ausgehen. Ich brauche immer Sticks zur Hand. Ich hab sogar immer ein Not-Paar im Auto!
Und, naja, ich hab Familie. Da sind die Prioritäten klar, oder?


Gothic Empire: Du vermisst Deine Bandkollegen bestimmt, Ihr habt ja eine lange Tourphase hinter Euch, erst die eigene Tour mit Lord of the Lost und dann als Support für Equilibrium, wie verbringst Du die nun freie Zeit?

Nik: Ich vermisse die Jungs sehr! Es gibt ja aber genügend Möglichkeiten in Kontakt zu bleiben und auch, wenn wir gerade nicht auf Tour sind, arbeiten wir ja dennoch weiter. Gerade erst haben wir die Arbeiten für „Swan Songs III“ beendet. Und da wir natürlich hoffen, möglichst bald wieder auf die Bühne gehen zu dürfen, gibt es auch dafür Etliches zu tun.

Aber auch außerhalb des geschäftlichen Miteinanders halten wir fast täglich Kontakt via WhatsApp, Skype oder Telefon.


Gothic Empire: Machst Du schon Pläne, wenn wir wieder dem alten Leben vor Corona nachgehen können, so von wegen: “ wenn wir wieder können dann mach ich einen drauf“, oder bist Du jemand der abwartet, erstmal beobachtet?

Nik: Ich möchte behaupten, ein relativ gut reflektierter Mensch zu sein. Ich freue mich natürlich sehr auf den Moment, wenn ich endlich wieder Freunde und mir wichtige Menschen wiedersehen kann. Aber ich warte erstmal aktiv ab.


Gothic Empire: Was wünschst Du Dir für die Zukunft und magst Du unseren Lesern noch etwas mit auf den Weg geben?

Nik: Und die Moral von der Geschicht’…….
… die Krise zeigt so manch’ Gesicht.

Ich wünsche mir für die Zukunft, dass die Menschen mehr Acht aufeinander geben. Behandelt einander so, wie ihr selbst behandelt werden möchtet.


Gothic Empire: Lieber Nik, vielen Dank für Deine Zeit, bitte bleib gesund, Dir und Deiner Familie alles Gute.

Nik: Sehr, sehr gerne! – Ich passe auf mich auf, tut ihr Selbiges für euch! Wir sehen uns!

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