Zwischen dunkler Klangvielfalt und räumlichen Engpässen
Vom 6. bis 9. Juni 2025 versammelte sich die schwarze Szene erneut in Leipzig zum 32. Wave-Gotik-Treffen. Trotz des durchwachsenen Wetters zu Pfingsten war die Stimmung unter den rund 20.000 Besucher:innen wie gewohnt freundlich, offen und von gegenseitigem Respekt geprägt. Die langen Schlangen vor einigen Veranstaltungsorten sorgten jedoch dieses Jahr vermehrt für Frust: Durch weniger verfügbare Locations kam es zu Wartezeiten und Einlassstopps, vor allem bei gefragten Shows. Trotzdem bot das WGT 2025 wieder eine enorme Bandbreite an musikalischen Entdeckungen und Szene-Größen.
And Also The Trees
Mit ihrer atmosphärisch dichten, fast nebelverhangenen Klanglandschaft zeigten And Also The Trees einmal mehr, warum sie zu den poetischsten Vertretern des Post-Punk zählen. Ihre Bühnenpräsenz war ruhig, fast andächtig – aber dennoch intensiv und mitreißend.
Zeraphine
Zeraphine überzeugten mit gewohnt druckvollem Sound und emotionaler Tiefe. Die Mischung aus Gothic Rock, deutschen Texten und charismatischer Performance schlug sofort den Bogen zum Publikum – ein Highlight für Fans der dunklen Romantik.
In Mitra Medusa Inri
Ein echtes Kleinod des Darkwave: In Mitra Medusa Inri lieferten eine Show, die gleichermaßen besinnlich wie treibend war. Ihre Songs entfalteten live eine besondere spirituelle Energie, getragen von tiefgründigen Lyrics und sphärischem Sound.
Cinema Strange
Die kalifornischen Deathrocker lieferten wie gewohnt eine theatralische, völlig eigensinnige Performance. Cinema Strange bleiben ein Erlebnis jenseits aller Konventionen – zwischen Cabaret, Horrorfilm und punkiger Anarchie.
Plastique Noir
Frischer Wind aus Brasilien: Plastique Noir überraschten mit tanzbarem, doch düsterem Synth-Wave, der an frühe 80er erinnerte. Ihre erste Europa-Show wurde vom Publikum begeistert aufgenommen – eine spannende Entdeckung des Festivals.
Bleib Modern
Bleib Modern präsentierten ihren kalten, treibenden Post-Punk mit stoischer Intensität. Die Band zeigte sich erneut als Vorreiter einer neuen düsteren Welle aus Deutschland – melancholisch, urban und hochprofessionell.
Hallowed Hearts
Die Amerikaner von Hallowed Hearts brachten eine kräftige Portion melodischen Dark Rock auf die Bühne. Ihre Songs klangen groß, fast hymnisch – ohne den düsteren Kern zu verlieren. Eine perfekte Mischung aus Tiefe und Eingängigkeit.
Darkways
Darkways aus Spanien überzeugten mit düsterem Wave und klarem Gesang – ein Set voller melancholischer Eleganz. Trotz ihres noch relativ kleinen Bekanntheitsgrads spielten sie sich in viele schwarze Herzen.
Silke Bischoff – Tribute an Felix Flaucher
Ein sehr emotionaler Moment des Festivals war die Erinnerungsshow für den 2021 verstorbenen Sänger Felix Flaucher. Silke Bischoff wurde mit großer Anteilnahme empfangen – eine liebevolle Hommage an eine der prägendsten Stimmen der 90er-Wave-Ära.
The 69 Eyes
Mit donnerndem Goth’n’Roll und jeder Menge Charisma rissen The 69 Eyes das Publikum mit. Die Finnen sind ein Dauerbrenner beim WGT – ihre Show war laut, dreckig und ein durch und durch stimmiger Kontrast zu den stilleren Acts.
Camouflage
Einer der größten Namen im Line-up: Camouflage entführten das Publikum in eine nostalgische Reise durch die Synthie-Pop-Geschichte. Die Fans feierten die Hits aus den 80ern und neuere Tracks gleichermaßen – ein Gänsehautmoment.
New Model Army
New Model Army lieferten ein politisch aufgeladenes, energiegeladenes Konzert mit klarer Haltung. Ihre treibende Mischung aus Post-Punk, Folk und Alternative Rock war kraftvoll wie eh und je – und riss die Menge kollektiv mit.
Fazit: Szene, Stimmung, Sehnsucht
Trotz begrenzter Locations, amerikanischen Absagen und stellenweiser Warteschlangen war das WGT 2025 ein bewegendes, intensives Erlebnis. Es war ein Wiedersehen mit vielen bekannten Gesichtern, voller Emotion, Energie und Zusammenhalt.
Wir kommen 2026 ganz sicher wieder – und hoffen auf besseres Wetter, mehr Spielstätten und eine weiterentwickelte Festival-App, die bereits jetzt einen guten Einstieg bietet.
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